»(…) Soweit
ich mich an das Stück und ihre Beschreibung desselben erinnere, glaube
ich erkannt zu haben, dass X in den Siebzigern mit mechanischen und organischen
- an die menschliche Hand gebundenen Mitteln – viel eher eine Phraseologie
der Klangfarben als eine der Tonhöhen verfolgte: ein Kontrapunkt
sich überlagernder changierender Wellen, deren Atmung und Zäsuren
einen musikalischen Duktus weit ab der formalen und rationalen, auf Tonhöhen
basierenden Dialektik prägten. Solch eine Arbeit könnte man
als Wiederaufnahme eines impressionistischen Diskurses in radikalisierter
Form betrachten. (…)« (Auszug
aus: Mario Bertoncini, 8. Dialog »Arpe eolie ed altre cose inutili)
VELE
Du, der Du hier vorbeigehst,
halt inne und lausche: Es ist der Wind.
Laß
ihn sprechen.
Vergeblich: ihm Form und Zeit
zu diktieren.
Bist Du Musiker,
so messe seinen Gesang nicht
an den herkömmlichen Akzenten,
mit denen Du vertraut bist –
sein Rhythmus ist der Atem der Natur.
Und erspar’
Dir den Neid:
Dieser Atem ist ewig.
Mario Bertoncini,
8 Mai 1994
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